28. Mai 2014

Tipps und Tricks bei der Unternehmensübernahme

philipp schuetteRuhrpott Start-ups fragte nach bei Philipp Schütte, neuer Chef der GLAMAtronic Schweiß- und Anlagentechnik GmbH, Gladbeck

Ruhrpott Start-ups: Was würdest Du Gründern raten, die sich mit dem Gedanken auseinandersetzen ein Unternehmen zu übernehmen oder wesentliche Anteile eines Unternehmens als tätiger Teilhaber zu kaufen?

Philipp: Der erste Eindruck ist sehr wichtig. Wie sieht die Firma aus? Macht das Unternehmen einen ordentlichen und aufgeräumten Eindruck? Wie ist das Verhältnis zwischen Mitarbeitern und Geschäftsleitung? Das sind ganz wichtige Dinge. Man muss von vorneherein ein gutes Gefühl haben, nach dem Motto: Das ist eine solide und seriöse Firma.

Ruhrpott Start-ups: Aber das allein reicht doch nicht aus, oder?

Philipp: Natürlich nicht. Die Zahlen müssen im Detail geprüft werden. Hier habe ich mir externe Unterstützung eingeholt. Ein Freund von mir arbeitet bei einer bekannten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Mit ihm habe ich intensiv über mein Vorhaben gesprochen. Den Kaufpreis habe ich auch noch von externen Experten prüfen lassen. Schon in der Vergangenheit hatte ich  gute Erfahrungen mit der Beratung des Starter Centers der IHK Bochum gemacht. An dieser Stelle nochmal ein dickes Lob auch an die Seniorexperten der IHK Bochum, die haben sich wirklich viel Zeit für mich genommen und alle meine Fragen, insbesondere auch zu den Risiken und zur Finanzierung beantwortet.

Ruhrpott Start-ups: …. und was braucht man noch?

Philipp: Markt und Wettbewerb sollte man selber soweit es geht prüfen. Um was für einen Markt handelt es sich im Detail? Wächst der Markt? Ist er stabil oder langfristig rückläufig. Bei GLAMAtronic ist es so, dass wir weltweit Marktführer im Bau von Kondensator Entladungsschweißmaschinen sind. Natürlich handelt es sich um einen Nischenmarkt. Aber Marktführer in einem Nischenmarkt zu sein, ist mit Sicherheit nicht das Schlechteste. (lacht)

Ruhrpott Start-ups: Wie war Deine Einarbeitungszeit? Könntest Du heute das Unternehmen auch ohne den Gründer alleine führen?

Philipp: Die Einarbeitungszeit war und ist immer noch sehr lehrreich. Ich war bei nahezu allen Terminen dabei, lernte die Kunden und die verschiedenen Unternehmensprozesse kennen. Natürlich muss ich immer noch eine Menge lernen, insbesondere die kaufmännischen Prozesse eines mittelständischen Unternehmens waren mir nicht so gut vertraut. Auch technisch gibt es sicherlich noch eine ganze Menge zu lernen. Hier profitiere ich nach wie vor sehr vom Know-how der sehr erfahrenen Mitarbeiter, insbesondere von Klaus-Dieter Czekalla, der bei uns die Bereiche Entwicklung und Vertrieb leitet. Er ist ein sehr erfahrener Mann mit einem enormen Erfahrungswissen, sowohl technisch als auch unternehmerisch … das Fachwissen des Gründers Hans-Josef Kniat werde ich wohl niemals erreichen können. … aber, ich denke, dass die Vorbereitung und Einarbeitung das Unternehmen alleine zu führen sehr gut voran schreiten. Natürlich kann das nur mit Hilfe unserer Mitarbeiter gelingen, ansonsten bin ich aufgeschmissen (lacht).

Ruhrpott Start-ups: Klar ist, die Mitarbeiter sind das Kapital des Unternehmens. Der Wegfall von Wissen, kann ja gerade bei einer älteren Belegschaft problematisch werden. Habt Ihr das im Griff?

Philipp: Ja, in jedem Fall. Wir haben derzeit keine „alte“ Belegschaft. Der Altersdurchschnitt liegt bei uns bei Mitte 40. Allerdings ist es schon richtig, dass man frühzeitig dafür sorgen muss neue junge Leute an die Aufgaben heranzuführen. Ich denke, dass wir hier keine Probleme haben werden und gehe mit gutem Beispiel voran.

Ruhrpott Start-ups: Nochmal zum Abschluss, Deine 7 wichtigsten Tipps für Leute die ein Unternehmen kaufen möchten!

Philipp:

  1. Achtet auf den ersten Eindruck. Der ist sehr wichtig. Wirkt das Unternehmen solide, sauber und aufgeräumt!
  2. Unbedingt auf die Zahlen achten, also Bilanz, GuV der letzten Jahre. Hier sollte man sich auch externe unabhängige Hilfe holen um abzuchecken ob der Kaufpreis tatsächlich realistisch ist und den gängigen betriebswirtschaftlichen Bewertungsstandards entspricht.
  3. In jedem Fall die Beratungsangebote bei der IHK oder den regionalen Wirtschaftsförderungen in Anspruch nehmen. Die haben sehr viel Erfahrung und kennen die regionalen Unternehmen meistens sehr gut.
  4. Mit Freunden und Bekannten sein Vorhaben (auch kontrovers) diskutieren!
  5. Markt und Wettbewerb analysieren und auch hier im Zweifel externe unabhängige Beratung einholen!
  6. Vor dem Kauf unbedingt einige Zeit im Unternehmen mitarbeiten. So lernt man die Mitarbeiter und Kunden kennen und kann das Geschäft besser einschätzen.
  7. … und was man in jedem Fall auch braucht ist Mut, denn man setzt ja alles auf eine Karte – d.h. volles Risiko mit dem gesamten Privatvermögen.

Ruhrpott Start-ups: Lieber Philipp, vielen Dank für das Gespräch

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